Der Ruhestand ist häufig ein lang erwartetes Ziel: Endlich ausschlafen können und die Zeit mit den Lieblingsbeschäftigungen verbringen, statt morgens aufstehen zu müssen und in die (womöglich ungeliebte) Arbeit zu fahren. Der Aufbau einer ausreichenden Altersversorgung ist dringend notwendig, um die Phase nach dem Erwerbsleben mit dem gewünschten Lebensstandard genießen zu können. Doch viele sorgen falsch fürs Alter vor, weil Halb- und Nichtwissen zu Irrtümern führen. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Denkfehler zur privaten Altersvorsorge und Rente.
„Altersvorsorge allein reicht nicht. Sie muss auch gut durchdacht sein.“
- Denkfehler: „Erst mal leben, mit der Altersvorsorge beginne ich später“
Ein populärer Denkfehler! Denn was man in jungen Jahren nicht zurückgelegt hat, kann man später nur mit Mühe wieder aufholen. Wer mit 27 anfängt, monatlich 50 Euro in einen Indexfonds auf den Dax einzuzahlen, der hat bei sechs Prozent Durchschnittsrendite mit 67 ein Guthaben von fast 100.000 Euro angespart. Wer erst mit 47 beginnt, der muss, um auf das gleiche Ergebnis zu kommen, mehr als das Vierfache weglegen, nämlich 219 Euro.
Tipp: Beginnen Sie möglichst früh mit dem Sparen und lassen Sie den Zinseszins für sich arbeiten.
- Denkfehler: Mit kleinen Beträgen zu großer Rente
Viele Banken werben mit Sparplänen ab 25 Euro pro Monat. So schön niedrige Sparraten für die eigene Geldbörse sind, eine ordentliche Zusatzrente ist damit nicht drin. Selbst bei frühem Sparbeginn und einer guten Rendite von sechs Prozent, käme unser Beispielsparer nach 40 Jahren nur auf ein Endergebnis von knapp 48.000 Euro. Für eine signifikante Zusatzrente reicht dieser Betrag nicht.
Tipp: Beginnen Sie mit wenigstens 50 Euro monatlich und stocken Sie den Betrag mit steigendem Einkommen sukzessive auf.
- Denkfehler: Einkommensbedarf falsch einschätzen
Viele Berufstätige gehen davon aus, dass ihre Einkünfte aus gesetzlicher, betrieblicher und Riester-Rente im Alter ausreichen. Das ist aber häufig nicht der Fall. Die Renteneinkünfte erreichen oft nicht einmal die Hälfte der früheren Gehaltshöhe, zudem belasten Abgaben für Steuern, Kranken- und Pflegekasse das Nettoeinkommen. Der jüngste Versorgungsatlas von Union Investment beziffert die Rentenlücke im Bundesdurchschnitt auf 656 Euro.
Tipp: Ermitteln Sie möglichst genau Ihre Versorgungslücke und schließen Sie diese mit geeigneten Sparformen, etwa Fonds oder ETFs.
- Denkfehler: Inflation unterschätzen
Zwar verzeichnete Deutschland in den vergangenen Jahren nur geringe Inflationsraten von deutlich unter zwei Prozent, da aber auch die Löhne im selben Zeitraum nur mäßig stiegen, verbuchten Rentner und Beschäftigte reale Kaufkraftverluste. „Gerade Deutschland hat hier in den vergangenen Jahren an der Lohnschraube gedreht. Wirtschaftliche Vorteile der Unternehmen wurden auch durch Zurückhaltung bei den Löhnen erkauft“, betont Christian Nemeth, Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG.
Tipp: Berücksichtigen Sie bei der Ermittlung der notwendigen Zusatzrente die Wirkung der Inflation. Ein Sparziel von 100.000 Euro hat bei zwei Prozent Inflation nach 25 Jahren nur noch eine Kaufkraft von etwa 61.000 Euro. Um den realen Wert von 100.000 Euro zu erhalten, müsste der Vorsorgesparplan eine Zielsumme von 164.000 Euro ansetzen.
- Denkfehler: Zu kurze Rentenzeit planen
Trotz steigender Lebenserwartung glauben viele, dass sie nur zehn oder 15 Jahre Rente beziehen werden. Falsch: Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer liegt inzwischen bei rund 20 Jahren. Die Vorsorgeplanung sollte daher nicht zu knapp und die anzusparende Kapitalsumme nicht zu niedrig ausfallen. Je nach Rentenbeginn sollten 25 bis 30 Jahre Rentenbezugsdauer eingeplant werden. Das bedeutet: Wer 25 Jahre lang monatlich 500 Euro Zusatzrente bekommen möchte, der benötigt einen Kapitalstock von etwa 110.000 Euro nach Steuern. Bei drei Prozent Kapitalrendite ist inklusive Vermögensverzehr ein Vierteljahrhundert Zusatzrente gesichert.
Tipp: Wer sich keine eigene Rentenlösung zutraut, der kann auf eine Sofortrente setzen. Vorteil: Die Versicherung garantiert lebenslang Rentenzahlungen – egal wie alt man wird.
- Denkfehler: Eigenheim genügt zur Alterssicherung
Eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Eigennutzer wohnen zwar mietfrei in ihren vier Wänden, das bringt finanzielle Entlastung. Andererseits sind der Arbeitsaufwand und die Kosten für Reparaturen und Instandhaltung des Eigenheims nicht zu unterschätzen. Mit zunehmenden Alter wird es immer schwieriger, die Lasten zu bewältigen – die gesetzliche Rente reicht für größere Sanierungen sowieso nicht aus.
Tipp: Mögliche Alternativen sind die Verrentung der Immobilie oder der Verkauf bei gleichzeitigem Umzug in ein Haus mit altersgerechter Betreuung.
- Denkfehler: Aktienfonds sind nicht für die Altersvorsorge geeignet
Aktienfonds sind aktuell die einzige Anlageform, die langfristig attraktive Nettorenditen erzielt. Wichtig für Vorsorgesparer ist ein langer Anlagehorizont und ein gut diversifiziertes Depot, das Wertschwankungen abfedert. Setzen Sie nicht nur auf eine Region oder eine Branche, sondern streuen Sie breit. Mischen Sie verschiedene Assetklassen, etwa Aktienfonds, Anleihen, Immobilien und/oder Rohstoffe.
Tipp: Die Verbraucherzentralen empfehlen kostengünstige ETFs oder Fonds ohne Ausgabeaaufschlag zu kaufen. Fonds ohne Ausgabeaufschlag können Sie auch bei uns erwerben.
- Denkfehler: Im Alter fallen keine Steuern an
Falsch: Seit 2005 unterliegen Renten der Steuerpflicht. Der steuerpflichtige Anteil beträgt für Neurentner seit 2018 76 Prozent. Für jeden Neurentnerjahrgang kommen zwei Prozent hinzu. Ab Renteneintritt 2040 ist die komplette Rente zu versteuern. Die Höhe der Steuern richtet sich nach der Rentenhöhe und weiteren Einkünften wie Mieten, Betriebsrenten, Riester-Rente etc. Positiv: Auch für Renten gelten Freibeträge, etwa der Grundfreibetrag oder der Altersentlastungsbetrag.
Tipp: Berücksichtigen Sie die Steuerbelastung bei Ihrer Ruhestandsplanung. Planen Sie entsprechend höhere Sparsummen für ihre private Altersvorsorge ein. Diese sind meisten zudem meistens Steuervorteile.